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Rückblick auf die 19. Sächsische Israelkonferenz in Chemnitz

Liebe Israelfreunde,
dankbar denken wir an die 19. Sächsische Israelkonferenz in der Lutherkirche in Chemnitz vom 8. bis 10. Mai zurück. Fundierte biblische und zeitgeschichtliche Impulse in einer guten Mischung mit Anbetung prägten diese Tage, die uns für unseren Dienst vor Ort ermutigen sollen. Besonders beeindruckend war das Zeugnis von Josef Aaron am Jugendabend. Die Bibelarbeiten von Yitzhak Sokoloff und Johannes Gerloff haben vielen zu einem tieferen Verständnis der Landfrage und dem Wirken Gottes mit Israel gegeben. Auch die Zeit zum Genießen des Wiedersehens mit Freunden und Bekannten kam nicht zu kurz. Erfahrungen wurden gesammelt, aus denen wir für künftige Konferenzen lernen wollen. Statt vieler Worte sollen einige Fotos die Atmosphäre dieser Tage vermitteln. Jedoch unsere Resolution hier noch einmal schriftlich wiedergegeben werden.

Karsten Viertel

Aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust vor 70 Jahren erklären wir als 19. Sächsische Israelkonferenz folgendes:

1. Angesichts der Leichtgläubigkeit, mit der die Vertreter der fünf Veto-Mächte des UNOSicherheitsrats und Deutschland mit dem Iran über dessen Atomprogramm verhandelt haben, sind wir erschüttert. Dadurch wird das Ziel des Iran, in den Besitz von Atomwaffen zu kommen, zwar verzögert aber nicht verhindert. Damit ermöglichen die Verhandlungspartner das erklärte Ziel politischer und religiöser Führer der Islamischen Republik Iran, den jüdischen Staat Israel vernichten zu wollen. Das ist nicht hinnehmbar! Die Beteiligung der Bundesregierung an den Verhandlungen in der Person von Bundesaußenminister Steinmeier stellt die frühere Aussage von Bundeskanzlerin Merkel in Frage, dass die Sicherheit Israels für die Bundesregierung nicht verhandelbar sei. Wir erwarten von Bundes-kanzlerin Merkel, dass sie gerade im 50. Jahr der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ihre Richtlinienkompetenz für die Bundespolitik wahrnimmt, dieses Verhandlungsergebnis für unakzeptabel erklärt und gegenüber den anderen Verhandlungspartnern für die Aufrechterhaltung der Sanktionen gegenüber dem Iran eintritt.

2. Wir fordern die Journalisten und Redakteure in unserem Land auf, alle Versuche einzustellen, durch einseitige Schuldzuweisungen gegenüber Israel bezüglich des Nahostkonfliktes, insbesondere aller Maßnahmen zum Schutz seiner Zivilbevölkerung vor islamischem Terror, die direkte oder indirekte Mitschuld der eigenen Väter und Großväter an den Verbrechen der Diktatur des Nationalsozialismus an den europäischen Juden zu relativieren und das vermittelte Bild Israels in der deutschen Öffentlichkeit auf den Konflikt mit seinen arabischen Nachbarn zu reduzieren!

3. Wir fordern die gesellschaftlichen Verantwortungsträger auf, alle Versuche, Israel zu diskreditieren und dessen Existenz als jüdischer Staat in seiner angestammten Heimat zu delegitimieren, entschieden zu verurteilen und durch schulische sowie politische Bildung die Geschichte und die aktuelle Lebenswirklichkeit des jüdischen Staates wahrheitsgemäß darzustellen. Wir fordern die deutsche Politik in Europa, Bund, Ländern und Kommunen auf, alle Aktivitäten von Rechts- oder Links- sowie von islamischen Extremisten, die bei unsren jüdischen Mitbürgern die Frage aufkommen lassen, ob es noch möglich ist, als Juden in Deutschland sicher zu leben, zu verurteilen und zu bekämpfen, einschließlich des Boykotts israelischer Produkte in der Europäischen Union. Allen Versuchen, der alten nationalsozialistischen Forderung „Kauf nicht bei Juden!“ in neuer Gestalt in Deutschland und Europa Raum zu geben, muss seitens der deutschen Politik aus historischer Verantwortung widersprochen werden. Dieser historischen Rolle gerecht zu werden, bedeutet auch, diese praktisch gegenüber den EU-Partnern einzufordern statt sich hinter diesen zu verstecken. Aus derselben Verantwortung heraus soll die Bundesrepublik dafür eintreten, Israel bei der Gewährleistung seiner Verteidigungsfähigkeit weiterhin technisch zu unterstützen.

4. Gerade auch nach dem sich abzeichnenden Ableben der letzten Zeitzeugen halten wir es für notwendig, Orte der Erinnerung, die für das lokale und regionale Geschehen während der NS-Diktatur stehen, zum Zwecke der Geschichtsvermittlung an die nächsten Generationen zu erhalten, angemessen zu fördern und damit auch zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lokal- und Familiengeschichte anregen. Alle geschichtliche Aufarbeitung muss dem Ziel dienen, aus der Geschichte der Diktaturen für die Gestaltung des freiheitlichen und demokratischen Gemeinwesens zu lernen, um der Forderung unseres Grundgesetzes nach der Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen gerecht zu werden. Dies wird jedoch nur gelingen, wenn wir uns – wie von den Vätern und Müttern unseres Grundgesetzes in dessen Präambel verankert – unserer Verantwortung vor Gott, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels, an den auch wir als Christen glauben, neu bewusst werden.

5. Wir fordern alle Kirchen- und Gemeindeleiter in Landes- und Freikirchen auf, mit jeder Form theologischer Lehre zu brechen, die dem Volk Israel seine Berufung und Verheißungen streitig macht. Wir fordern dazu auf, anzuerkennen, dass gerade die teils von Christen mitzuverantwortende Verfolgungsgeschichte des jüdischen Volkes der Beleg dafür ist, dass es sich um das Volk handelt, das ursprünglich in Judäa angesiedelt war und dass Juden infolge dieser Repressionen in ihre angestammte Heimat zurückgekehrt sind, um dasselbe Volk handelt und somit das historische Recht hat, dort in Frieden zu leben und sich zu entfalten.

Lothar Klein, Vorsitzender
Chemnitz, am 9. Mai 2015

Israelkonferenzen