Zeitschrift "ZUM LEBEN"

Zum Leben 1 | 2016 - Damaskustor

Zum Leben 1 | 2016

Liebe Freunde,
Wer in tiefroten Zeiten die Sowjetunion besuchte, wurde bei der Einreise vom Zoll gefragt: „Haben sie Waffen oder Bibeln dabei?“ Im immer noch kommunistischen Nordkorea wird man für den Besitz einer Bibel für viele Jahre ins Straflager gesperrt. In islamischen Ländern, kann einem dasselbe passieren, wenn einem nicht gar vom IS der Kopf abgeschlagen wird. Wie peinlich ist doch das Schweigen des Westens – einschließlich seiner Kirchen – zu diesen Christenverfolgungen! Und wie wenig dankbar sind wir für unsere noch vorhandene Glaubensfreiheit, die – so habe ich den Eindruck – schleichend, von innen her ausgehöhlt wird. Darum bin ich in diesen Tagen besonders froh und dankbar für meine Bibel und für das, was sie mir und hoffentlich auch Dir bedeutet!

Welchen „Schatz in irdenen Gefäßen“ haben wir doch mit ihr, egal ob zwischen zwei Buchdeckeln oder topmodern als App auf unserem iPhone. Sie tröstet und gibt Orientierung und Gelassenheit im Weltgeschehen. Da heißt es: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ (2. Timotheus 3,16+17) Sie ist der Liebesbrief unseres Himmlischen Vaters an Dich und mich, der unverändert in dieser Zeit gilt. Sie bewirkt ganz praktisch, dass ihre Grundaussagen einem jeden, der das will, förmlich in die Augen oder ins Herz springen. Sie ist das Lehrbuch zum Umgang mit schwierigen Lebenssituationen, für Zeiten der Krankheit, und ist gleichzeitig ein nüchterner Mahner für die Dinge in meinem Leben, die mich von Gott wegbringen wollen. Das berühmte Wort aus dem Galaterbrief 6,7, „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten, denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten!“, macht einmal mehr deutlich, dass unser Lebensstil, ob wir mit oder ohne Gott leben, ob wir seine Gebote be- oder missachten, auf uns zurückfällt und Konsequenzen hat. Der Mensch ist auch nicht in der Lage, die Dinge ohne Gott in den Griff zu bekommen.

Die Weltsituation und auch die Situation in unserem Land, in den Kirchen, in der Evangelischen Allianz und in vielen Gemeinden, machen dies deutlich. Wir säen Dinge, mit dem, was wir reden und tun, doch selbst wenn wir erkannt haben, dass sie nicht richtig sind und wir auch ganz persönlich dafür Vergebung empfangen haben, entfalten sie dennoch ihre faulen Früchte. Auch Israel ist davon betroffen, wie wir aus der Bibel wissen. Statt auf den von Gott verheißenen Sohn zu warten, hilft Abraham auf Anraten seiner Frau mit menschlichen Mitteln nach. Im Ergebnis wird Ismael, der Stammvater der Araber, vor Isaak, dem Sohn der Verheißung, geboren. Obwohl uns Abraham in der Bibel als Vater des Glaubens benannt wird, hatte sein anfänglicher Kleinglaube Konsequenzen, die für dessen verheißene Nachfahren bis heute nachwirken. Auch wissen wir aus dem Buch der Könige, dass über manche der Herrscher gesagt ist: „Und er tat, was dem Herrn gefiel.“ Dann wirkte sich dieser offene Kanal des Segens auf das ganze Volk positiv aus. Doch bei den meisten Königen steht: „Und er tat, was dem Herrn missfiel.“

Und in der Folge ging es auch dem Volk schlecht. Welchen Grund sollte der treue und verlässliche Gott haben, der von sich selber sagt, „Ich will wachen über meinem Wort, dass ich es tue!“, daran heute etwas zu ändern? Die meisten Europäer messen der Religion noch eine gewisse Bedeutung für das seelische Wohlbefinden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu. Doch ihr Vertrauen auf den einen Gott zu setzen, der sich nach dem Zeugnis der Bibel seinem Volk Israel offenbart hat und dessen Gnade in Jesus Christus auch den Heiden gilt, das ist ihnen zu verbindlich. Andere halten Religion grundsätzlich für eine Sache von gestern. Sie fordern, dass alle Vertreter der verschiedenen Religionen darauf verzichten, ihre Botschaft als die absolute Wahrheit anzusehen.

Mission und Evangelisation als Ausdruck dieses Wahrheitsanspruches gilt allgemein als Friedensstörung und unanständige, „fundamentalistische“ Zumutung für „aufgeklärte“ Zeitgenossen.

Es ist Gott selber, der stört, von dem sie sich nicht hineinreden lassen wollen und dessen gute Ordnungen ihnen ein Hindernis bei ihrer Selbstverwirklichung sind, die letzten Endes immer auf Kosten anderer geht. Und wer wenigstens äußerlich „den Schein eines gottesfürchtigen Wesens hat, aber seine Kraft verleugnet“ (2. Timotheus 3,5), der scheint prädestiniert für ein kirchliches Leitungsamt. Wie auch immer, dahinter steht eine ideologische Strömung, die sich durch die europäische Christenheit zieht – als gäbe es den lebendigen Gott nicht wirklich. Man hat die Grundlagen unseres Glaubens, die Heilige Schrift, und damit das Wesentliche, einer fundamentalen historischen Kritik unterzogen.

Die alten Texte werden nur noch aus ihrem historischen Umfeld heraus interpretiert, meistens sozial-ethisch. Als ewig gültige, göttliche Wahrheit haben sie auch in den Kirchen kaum noch Bedeutung. Man misst den Bibeltexten nur noch einen Wert für das private religiöse Leben des Einzelnen zu. Der Bezug zum lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, wird oft ausgeklammert. Man geht mit den Texten recht willkürlich um und hat sich selbst zum Herrn über Bibel und Bekenntnis aufgeschwungen. Nicht der Mensch lässt sich mit seinem Denken, Reden und Tun vom Wort Gottes infrage stellen, sondern er selbst stellt das Wort Gottes infrage. Egal ob Theologe oder nicht, wer da tut, geht dem auf den Leim, der als erster die Frage gestellt hat: „Sollte Gott gesagt haben …?“

Deshalb heißt es bei Timotheus auch weiter: „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren.“ (2. Timotheus 4,3+4) Dazu passt die folgende Anekdote, die man sich über den Preußenkönig Friedrich den Großen erzählt hat: Eine Dorfgemeinde beschwerte sich schriftlich bei ihrem König über ihren Pfarrer. Der habe in seiner Sonntagspredigt die Auferstehung bezweifelt. Darum baten sie ihn, den Pfarrer seines Amtes zu entheben. Friedrich der Große schrieb zurück: „Pfarrer Schulze bleibt im Amt.

Wenn er bei der Auferstehung nicht auferstehen will, soll er halt liegen bleiben.“ Auch Jesus hatte einen Disput mit Theologen, die die Auferstehung der Toten leugneten, den Sadduzäern. Seine Antwort an sie auf ihre Frage nach der Auferstehung lautet: „Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes.“ (Markus 12,24) In Matthäus 3, Vers 7 warnt Jesus seine Jünger vor ihnen und nennt sie „Schlangenbrut“. Jesus warnt seine Nachfolger vor Leuten, die das Wort Gottes nicht ernst nahmen. Heute warnen Theologen davor, das Wort Gottes zu ernst zu nehmen. Wir leben in einer Zeit, in der es selbst Bischöfe gibt, die lieber ein sozial-ökologisches „Evangelium“ predigen. Ein Gott, der seinen Sohn als Opfer für die Sünden der Welt und für Dich und mich annimmt, sei den Menschen nicht mehr vermittelbar – meinen sie. – Gott sei Lob und Dank, dass dies in Sachsen anders ist! – Oft steckt dahinter, dass man das nicht mehr als Sünde anerkennt, was die Bibel als solche benennt, sondern was man – sozial-ethisch betrachtet – selber als Sünde empfindet. Dazu hat ein anderer Preuße, nämlich der ehemalige Berliner evangelische Bischof Otto Dibelius, etwas ganz Wesentliches gesagt: „Wer Sünde nicht mehr Sünde nennt, ist zu stolz für die Gnade!“

Weil vielen die Erfahrung der Gnade und persönlichen Vergebung fehlt, gehen sie auch gnadenlos mit anderen Menschen um. Hinzu kommt, dass viele enttäuscht und verbittert sind, weil sie ihr Vertrauen auf Menschen gesetzt haben. Gerade in der jetzigen Zeit, da viele Menschen Gott nicht kennen, kommt in ihnen angesichts der Entwicklungen in der Welt und vor der eigenen Haustür die sprichwörtliche Heidenangst hoch. Sie sind zutiefst verunsichert und erwarten von Politikern Göttliches, z.B. in Fragen der Sicherheit. Weil Politiker das aber nicht leisten können, weil sie auch nur Menschen sind, werden sie öffentlich verteufelt. Uns aber, die wir glauben, sagt das Wort Gottes etwas ganz anderes. So steht in Psalm 127,1: „Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“ In Psalm 118,8+9 steht: „Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen. Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Fürsten.“

Noch deutlicher spricht Jeremia 17,5: „Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm, und weicht mit seinem Herzen vom HERRN.“ Gerade in unserer Zeit, da so viele Fabeln kursieren, wie die, dass der Gott der Muslime derselbe sei, den Juden und Christen als HERRN und Vater anrufen, da „sie rufen: ‚Friede, Friede!’, und ist doch nicht Friede“, weder in der Welt noch in Israel. Gerade in unseren Tagen, „da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden“, da so vieles geschieht, was Jesus angekündigt hat, dass es so kommt, bevor ER kommt, da ist es gut, dass wir das Wesentliche als Orientierung „zum Leben“ haben – unsere Bibel! Denn dort können wir auch lesen, dass Jesus bei den Ankündigungen der bedrohlichen Dinge nicht stehen bleibt. Sondern er stellt sie in den richtigen Kontext, indem er in Lukas 21,29 sagt: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“

Im darauf folgenden Vers spricht Jesus vom Feigenbaum, der ein Symbol für das wiederaufblühende Israel ist. Dies hat mit der ersten Aliyah, der Rückkehr der Juden in ihre alte Heimat Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Auch in Matthäus 13 ist dies festgehalten (Verse 28-31): „An dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch: wenn ihr seht, dass dies geschieht, so wisst, dass er nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.“ Darum dürfen wir uns auf das Wort Gottes auch mehr verlassen als auf Himmel und Erde, auch wenn es jede Menge Leute gibt, die etwas anderes lehren. Es ist unser Leben!

Schalom,
Ihr/Euer Lothar Klein

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