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| Gitta und Volker Rabe

Wenn Vergangenheit gegenwärtig wird

Sächsische Handwerker berichten von der Begegnung mit einem Holocaust-Überlebenden

Wir kommen wegen des Jerusalemer Straßenchaos viel später als vereinbart an. Josef steht im langen Bademantel sehr gepflegt und würdevoll vor dem Haus. Er wartet schon lange auf uns, aber empfängt uns trotzdem sehr freundlich in deutscher Sprache. Wir folgen ihm in seine Wohnung und sind angenehm von der geschmackvollen Einrichtung und Sauberkeit überrascht. Er bittet uns Platz zu nehmen und bietet uns Getränke an. Wir fragen ihn verwundert, wieso er so gut deutsch spricht. Josef antwortet uns, dass er 74 Jahre alt ist und in Frankfurt geboren wurde. Außerdem erzählt uns, dass er Hautkrebs und schon viele Chemotherapien hinter sich hat. Morgen müsse er auch wieder ins Krankenhaus und kommt erst am Mittwoch wieder nach Hause.

Nach einigen Fragen, die wir ihm stellen, beginnt er, uns aus seinem Leben zu erzählen: Eine Frau aus seinem Hausblock – später stellte sich heraus, dass sie beim Fernsehen arbeitet und dann auch Josefs Geschichte über das Fernsehen publik machte – hat ihn vor noch nicht allzu langer Zeit einmal verwundert angesprochen: „Wieso sind Sie immer so schweigsam und reden mit keinem? Wer sind Sie eigentlich?“ Josef antwortete ihr – wahrscheinlich in seiner bescheidenen Art: „Wenn Sie das wirklich interessiert – brauchen Sie aber viel Zeit!“ Sie nahm sich die Zeit und Josef sprach erstmals seit 70 Jahren über das traurige Schicksal, dass ihm widerfahren ist. 1935 in Frankfurt am Main geboren,
wurde er mit vier Jahren von seiner Mutter nach Frankreich in ein Kinderheim gegeben, weil sie glaubte, dass er dort vor den Nazis sicher sei.

Lesen Sie den ganzen Artikel in der Ausgabe 4/2010.

Josef und Michael
Josef und Michael
Handwerkerarbeit