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Nur Nahrungsmittel statt Lebensmittel in der Corona-Krise?

Liebe Israelfreunde in Sachsen und darüber hinaus,
in der Versuchungsgeschichte Jesu im 4. Kapitel des Matthäusevangeliums erwidert unser Herr dem Satan auf dessen Aufforderung, aus Steinen Brot zu machen: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ Brotmangel war damals im Orient ein echtes Problem und ist es auch in vielen Regionen der Welt heute noch. Uns mangelt es nicht einmal in der Corona-Krise an Nahrungsmitteln, denn die Supermärkte und Bäckereien sind geöffnet. Doch man stelle sich vor, die Menschen in unserem Land müssten sich statt mit echtem Brot mit Brotwerbung im Internet begnügen. Wer würde davon schon satt werden? Nun aber sind die Märkte offen, jedoch die Häuser in unserem Land, in denen es Mittel zum Leben im Sinne des Jesus-Wortes gibt, – Kirchen und Synagogen – sind geschlossen. Gerade in diesen Tagen, in denen sich Christen der Bedeutung des Leiden, Sterbens und der Auferstehung ihres Herrn Jesus Christus und Juden des Auszuges aus der ägyptischen Sklaverei vergewissern, schmerzt sie das besonders. Da wird nicht einmal von Kirchenleitern oder Rabbinern verteidigt, welche Bedeutung Gottesdienst und Seelsorge gerade in Zeiten der durch die Pandemie bedingten Isolation haben. Dabei sind Christen und Juden definitiv intellektuell in der Lage, zu ihres Nächsten Schutz eine Maske zu tragen und zwei Meter Abstand zu halten, auch in Gotteshäusern! Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen erleben müssen, dass ihre falschen materiellen Sicherheiten zerbrechen und viele wieder oder auch ganz neu nach Gott fragen, finden sie verschlossene Türen vor. Mir fiel dazu der israelische Prophet Amos ein, der in seinem Buch ankündigt: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören; dass sie hin und her von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden.“ (Amos 8,11+12) So weit ist es sicher noch nicht, doch erleben wir in diesen Tagen, wie schnell verfassungsmäßig verbriefte Grundrechte eingeschränkt werden, wenn nur die richtige Begründung geliefert wird. Unglaubwürdig werden diese Gründe jedoch, wenn an Sonn- und Feiertagen Kirchen und Synagogen geschlossen werden, jedoch Muslime in großer Schar ungeschützt und undistanziert zusammenkommen, wie laut Polizeiberichten Anfang April unter „Allahu akbar“-Rufen vor der Dar-as-Salam-Moschee in Berlin-Neukölln geschehen. Umso wichtiger ist es, dass es auch Christen gibt, die zumindest die Einschränkung ihrer Grundrechte rechtlich überprüfen lassen.

Das Entscheidende ist aber, dass der Staat zwar die Bewegungsfreiheit seiner Bürger einschränken kann, die Bewegungsfreiheit des Wortes Gottes jedoch nicht! Denn erstaunlich ist es schon, was derzeit an guten biblischen Botschaften auf vielfältige Weise Verbreitung findet und die Zahl der daran Interessierten die der üblichen Gottesdienstbesucher um ein Vielfaches übersteigt. Oder nehmen wir die Aktion „Deutschland betet gemeinsam“, an der am 8. April über 67.300 registrierte Christen aus unterschiedlichen Kirchen teilnahmen. Auch Gemeindeglieder, die nach dem Abendmahl verlangt, können das von ihrem Pfarrer zuhause empfangen, wenn dieser denn mutig genug dazu ist und sich zu schützen weiß. Verboten ist es jedenfalls nicht! Gläubige Juden und Christen wissen aus ihrer Bibel, dass „Gottes Wort wie Feuer ist und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt“ (Jeremia 23,29) und dieses Wort nicht leer zurückkommt, sondern das ausrichtet, wozu ER es ausgesendet hat. (Jesaja 55,11) Der mit den staatlichen Schutzmaßnahmen einhergehende plötzliche Verlust der „Gemeinschaft der Heiligen“ sollte Christen verdeutlichen, dass diese nicht selbstverständlich und Glauben ohne gelebte Gemeinschaft nicht möglich ist. Werden wir daraus Konsequenzen ziehen? Wenn in wenigen Wochen oder vielleicht auch erst in einigen Monaten die Corona-Pandemie überwunden sein wird, bleibt diese Erfahrung hoffentlich für ein lau gewordenes Christentum als Weckruf zurück, die verbleibende Zeit auszukaufen und das Wort Gottes mit neuer Intensität und vielleicht auch mit neuer Intension zu verkündigen, nämlich nicht mehr nur als Nahrungsmittel für die Seele sondern als Lebensmittel, das über unseren irdischen Tod hinaus am Leben erhält. Dafür ist unser Herr Jesus Christus gestorben und auferstanden. Er sitzt zur Rechten Gottes, des regierenden Vaters, und vertritt uns, auch in Corona-Zeiten. Gott sei Lob und Dank! Wie wäre es, wenn christliche Väter anstelle des Gottesdienstes ihren Kindern diese biblischen Geschichten erzählen würden, so, wie dies gläubige, jüdische Familienväter traditionell an Pessach tun? Das könnten gesegnete Feiertage werden. In diesem Sinne wünsche ich all unseren christlichen Freunden ein gesegnetes Osterfest und unseren jüdischen Freunden Chag Pessach Sameach im Schalom des Ewigen Israels!

Lothar Klein

Lothar Klein, Vorsitzender