Schalom Ihr lieben Beter, ganz herzlichen Wir sind uns ganz sicher, dass wir getragen wurden. Gott kennt unsere Schwächen. So stellte er den Sächsischen Israelfreunden (SIF) für sechs Wochen Henrike Oberländer zur Seite. Sie kommt aus dem Allgäu und hat ein großes Herz für Israel. Mit Handwerk hat sie wenig am Hut, aber sie spricht fließend Hebräisch und Englisch, kann gut organisieren, singt gern und spielt gut Gitarre. Sie führte sehr viele Telefonate, erledigte behördliche Aufgaben, dolmetschte bei Einkäufen, Besuchen und handwerklichen Vorbereitungen. Wenn sie dann den Israelis von der Arbeit der Sächsischen Israelfreunde erzählte, kam großes Staunen und die Antwort war oft: „Kol HaKawod – Alle Achtung!“
Unsere neue Unterkunft in Givat Ye’arim liegt ca. 17 Kilometer westlich von Jerusalem. Als wir dort ankamen, begrüßte uns die Bettwäsche von ca. 20 abgereisten Handwerkern. Die Waschmaschine lief z.T. von früh bis abends. Am zweiten Tag kam ein Hilferuf aus Maor bei Hadera. Das liegt ca. 100 Kilometer entfernt. So packten wir drei unser Bettzeug ein und fuhren für zwei Tage nach Maor. Dort entsteht eine weitere Unterkunft für die Handwerker weiter im Norden Israels. Ein zusätzlich angereister Maler hatte noch viel Arbeit und wir drei machten uns ans Putzen.
Trotz Widerstände in der Ortsverwaltung konnte dieses neue Heim an die Gojim, die Heiden, vermietet werden. Das ehemalige Haus des Rabbiners stand neun Monate leer und war sehr heruntergekommen. Mit heißem Wasser, viel Chemie, Hochdruckreiniger, Spachtel, Schrubber usw. wurde es langsam sauber, hell, freundlich und benutzbar. Zugleich sei es auch eine Verpfl ichtung, diesen Ort vor den Herrn zu bringen und hier in Maor ein „Wohlgeruch Christi“ (2. Korinther 2,15) unter den Menschen zu sein, sagte uns Henoch Ackermann. Zurück in Givat Ye’arim gab es noch viel zu ordnen, zu organisieren und zu erkunden. Jetzt haben die Handwerker Unterkunft, Material und Arbeitsmittel endlich zusammen an einem Ort in einem wunderschönen Haus. Das erleichtert den Dienst sehr.
In den ersten zwei Wochen wollten wir ursprünglich Urlaub und Besuche machen. Doch da Ruth und Jochen Peter, die Koordinatoren für die ganze Arbeit, durch Krankheit ausgefallen sind, haben wir angeboten, zu helfen. Für Urlaub war da keine Zeit, nur für ein paar Besuche. So haben wir die Zeit in Maor genutzt, um Chaja in Hadera zu besuchen. Sie hatte uns im vergangenen Jahr für unseren Enkel Max selbstgestrickte Babyschuhe geschenkt. Die Fotos von ihm wollten wir ihr gern zeigen. Henrike hat übersetzt und so erfuhren wir noch mehr von ihrer bewegenden Geschichte. Chaja ist Holocaustüberlebende und war auch Passagierin auf dem Schiff „Exodus“, mit der sie ca. neun Monate unterwegs war.
In Bat Yam besuchten wir Familie Katz, bei der wir im auch im vergangenen Jahr gearbeitet haben. Die Wiedersehensfreude war groß. Danach ging es weiter nach Beer Sheva, um Xhesi wieder zu sehen und von ihrer Arbeit zu hören. Ihr Herz brennt für Jesus und sie studiert an der Ben Gurion Universität. Zurück ging es dann am nächsten Tag über Sderot. Wir sollten dort ein paar Wohnungen ansehen, um die Arbeit der Handwerkergruppe im Mai vorzubereiten. Das war leider so nicht möglich. Wir wurden aber ganz herzlich mit Kaffee und frischem Gebäck willkommen geheißen. Anschließend lernten wir Sderot kennen. So besuchten wir die Polizeistation mit einer großen Sammlung von Raketenschrott, der von Hamas-Raketen aus dem Gazastreifen stammt, die auf oder um den Ort niedergegangen sind. Wir konnten auch die größte Jeschiwa für Militärangehörige besuchen. Das ist eine Bibelhochschule, an der sich männliche Soldaten dem Studium der Thora widmen.
Von deren Dachterrasse hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den Ort. Von einer nahen Anhöhe, auf der sich eine Gedenkstätte befi ndet, konnten wir auf den Gazastreifen blicken. Das alles hat uns sehr beeindruckt, besonders wenn man nur an den letzten Gazakonfl ikt im Sommer 2014 zurückdenkt. Die Menschen dort leben ihren ganz normalen Alltag. Doch sie wissen, dass sie bei Raketenalarm nur 15 Sekunden Zeit haben, um in einem Bunker Schutz zu suchen, … aber nach fünf Minuten geht das Leben weiter.
Am Ende dieser Woche konnten wir einer Einladung zum Schabbat in Beit Rimon bei Nazareth folgen. Dort hatten wir im vergangenen Jahr eine Familie kennengelernt. Als wir von unserer Arbeit erzählten, luden sie uns spontan nach Hause ein. So gingen wir gemeinsam in die Synagoge und feierten in der Familie Schabbat mit Lesung, Gebet, Kiddusch und einem mehrgängigem leckeren Menü. Das Erzählen haben sie uns leicht gemacht. Ascher, ein Freund der Familie, sprach Deutsch. Da am Schabbat im ganzen Ort kein Auto fährt, ließen wir unseres draußen vor dem Tor des Ortes stehen, um dann am Nachmittag zurück fahren zu können. Am 3. März reiste unsere Gruppe an. Der große Teil kam am Abend, zwei gegen Mitternacht und zwei gegen Morgen auf dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv an und wir holten sie dort ab – eine Fahrstrecke von jeweils ca. 45 Minuten.
Der Dienst der SIF-Handwerker fi ndet an drei verschiedenen Orten statt. Es hat sich gut bewährt, den Anfang und die Wochenenden gemeinsam zu verbringen. So waren wir am ersten Tag mit auf der Jerusalemer Altstadtmauer. Die Gruppe „NeverBeSilent“ um den holländischen TV-Produzenten Bart Repko und dessen Frau Joke trifft sich täglich 8.45 Uhr mit Interessierten aus aller Welt am Jaffator, – außer am Schabbat – um von dort aus auf der Mauer Jerusalems zu wandern und Gottes Verheißungen zu proklamieren. Er erklärt, warum sie das tun. In Jesaja 62,6+7 steht: „O Jerusalem, ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht einen Augenblick schweigen sollen. Die ihr den Herrn erinnern sollt, gönnt euch keine Ruhe! Und lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem [wieder] aufrichtet, und bis er es zum Ruhm auf Erden setzt!“ Dazu werden wir aufgefordert.
Wir beten viel für alles Mögliche in der Welt: Hunger, Krieg, Terror, Ausgrenzung, Flüchtlinge, Christenverfolgung, Bewahrung der Schöpfung etc. …, aber wir werden speziell aufgefordert: „Betet um Frieden für Jerusalem! Gut gehen soll es allen, die dich lieben.“ (Psalm 122,6) – eine Aufforderung an uns alle! Anschließend ging es durch die Altstadt mit Stopp an der Klagemauer, zum Geldumtausch, Falafelessen und selbstverständlich mit jeder Gruppe zur Holocaustgedenkstädte Yad Vashem. Das ist zeitlich, physisch und psychisch ein Mammutprogramm. Nach dem gemeinsamen Abendessen reiste die erste Gruppe von fünf Personen nach Maor ab, die zweite am nächsten Tag nach dem Frühstück nach Katzrin auf dem Golan.
Unser gemeinsames tägliches Programm begann um 7:00 Uhr mit Andacht und 8:00 Uhr Frühstück. In der Andachtszeit beschäftigten sich die Gruppen mit den Kapiteln 9 bis 11 des Römerbriefes der die bleibende Erwählung Israels und das Verhältnis der Gemeinde Jesu zum Volk Gottes klarstellt. Das ist auch der Thema es Buches des Theologen, Nahostkorrespondenten der KEP und häufi gen Referenten der sächsischen Israelkonferenzen, Johannes Gerloff , „Verfl ucht und von Christus getrennt?“. Um 9:00 Uhr ging es dann los zu den Baustellen in Ma’ale Adumim und in Jerusalem. Wir waren bei Holocaustüberlebenden und Bedürftigen. Bei einer Familie leben die Enkelkinder mit den Großeltern gemeinsam in einer sehr kleinen Wohnung. Der Vater der Kinder ist gestorben und die krebskranke Mutter in der Ukraine ist nicht transportfähig.
Das alles ist so schon sehr schwer, doch wenn man den Zustand der Wohnung bei unserer Ankunft gesehen hat, war klar, was zu tun war. Da war Schimmel zu bekämpfen, der durch Feuchtigkeit im Winter, undichte Dächer und Wasserschäden entstanden ist. Es gab lose Farbreste zu entfernen, Löcher zu verspachteln und dann natürlich die Räume neu zu streichen. Als die Arbeit fertig war und wir in leuchtende Gesichter schauen konnten, ist uns das Lohn genug gewesen. „Tröstet, trösten mein Volk!“, spricht euer Gott. (Jesaja 40,1) Das ist unser Auftrag. Auch neue Freundschaften sind dabei entstanden und wir wurden eingeladen, wieder zu kommen.
Oft waren wir abends erst nach 19.00 Uhr zurück. Da blieb kaum Zeit für Ausflüge nach Jerusalem. Nur an einem Abend haben wir die Gelegenheit genutzt, Johannes Gerloff zu treffen. Eine Gruppe mit Behinderten aus Sachsen hatte ihn für diesen Abend ins Hotel Ramat Rachel eingeladen und wir konnten mit hinzukommen. Wir staunten, wie bibelkundig diese Menschen waren. Johannes Gerloff hat es sehr gut verstanden, die Behinderten, unseren Handwerkerdienst, die Situation im Land, den biblischen Hintergrund und jüdisches Verständnis zu verbinden.
Am ersten gemeinsamen Wochenende trafen sich die Gruppen in Maor am neuen Haus, um es zu besichtigen. Anschließend waren alle zu einem Basar bei Holocaustüberlebenden in Pardesia bei Hadera eingeladen. Wir wurden mit Musik begrüßt und sangen und tanzten sogleich mit. Wir hatten gute Gespräche mit den Bewohnern und manche von uns konnten einiges auf dem Basar erwerben. Danach fuhren wir noch zum Baden ans Mittelmeer.
Von dort ging es weiter nach Haifa, wo wir einen Stopp am Friedhof für gefallene israelische Soldaten machten. Die Gräber dort sind ganz anders als bei uns gestaltet. Es gibt Grünpfl anzen und parkähnliche Anlagen. Beim Hindurchgehen kam eine Frau, wahrscheinlich die Tochter von Holocaustüberlebenden, auf eine Frau unserer Gruppe zu und sprach sie an. Henrike erzählte von uns und unserer Arbeit. Daraufhin sagte die Israelin: „Ich habe vergeben.“ und ging sehr tief bewegt weiter… – wir auch. Unser Ziel an diesem Tag war die Jugendherberge Poriya am See Genezareth. Inzwischen war es Schabbat. Im großen Speiseraum wartete ein sehr reichhaltiges Buffet mit leckeren orientalischen Speisen auf uns.
Am nächsten Tag besuchten wir in Tiberias die Messianische Pniel-Gemeinde. Dort trafen wir wieder auf Henoch, der einen Teil der Gruppe mit in Tel Aviv abgeholt und sie am ersten Tag begleitet hat. Er wohnt auch in Maor, kümmert sich um Holocaustüberlebende und arbeitet mit den SIF zusammen. Er kommt mit seiner Familie nach Tiberias zum Gottesdienst. Außer der hebräischen Sprache war der Gottesdienst gar nicht viel anders wie bei uns in einer Gemeinde – mit viel Lobpreis und Anbetung. Man hat sich wie zuhause gefühlt. Bevor wir uns wieder für eine Woche verabschiedeten, haben wir noch das Baden im See Genezareth genossen.
Am letzten gemeinsamen Wochenende war erst einmal Saubermachen angesagt, das Werkzeug war zu reinigen und aufzuräumen. Dann war endlich Gelegenheit, nach Jerusalem zu fahren und Einkäufe zu erledigen. Schließlich gab es ja auch Wünsche aus der Heimat! Ein Besuch auf dem großen Markt Mahane Jehuda in der Jerusalemer Neustadt gehört unbedingt dazu! Die Vielfalt und Farbenpracht der Auslagen sowie das gesamte Markttreiben sind immer wieder ein Erlebnis. Abends waren wir an der Klagemauer verabredet, wo wir dem Volk Gottes in besonderer Weise nahe sein konnten.
Dann ging es zur jüdischen Hilfsorganisation Hineni (dt: Hier bin ich), die von dem in Holland geborenen Benjamin Philip geleitet wird und sich um Opfer von Terroranschlägen kümmert, aber auch Menschen hilft, ihre jüdische Identität zu fi nden und zu leben. Dort haben die die SIF schon viele Arbeitseinsätze geleistet. Auch die März-Gruppe besuchte Hineni und besichtigte dort einen Thoraschrein. Die SIF wurden gebeten, beim Umzug des Schrankes zu helfen. Bei dieser Gelegenheit richtete Benjamin folgende Worte an die Gruppe: „Jemand hatte damals in Holland eine Prophetie über meinen Vater: Er werde überleben, in Israel Kinder haben, und es werden Nichtjuden kommen, die ihnen (den Israelis) helfen, und die den Weg gemeinsam mit ihnen gehen werden. Danke, Ihr lieben Handwerker und Freunde, dass Ihr Euch gemeinsam mit uns in diesen Dienst einbringt, ‚Weggefährten‘ seines Volkes zu sein!“
Alle waren sehr berührt und sagten zu ihm: „Dass Ihr unsere Hilfe überhaupt annehmt, ist für uns ein Wunder.“ Daraufhin antwortete er schlicht: „Wenn Gottes Wille hier auf Erden geschieht, empfinden wir kleine Menschen das als Wunder.“ Für den Vorabend des Schabbat hatten wir dort das Abschlussessen auch für unsere Gruppe bestellt. Ein Mitarbeiter hat uns durch den Schabbateingang geleitet und uns dessen jüdisch-biblisches Verständnis vermittelt.
Wie wird es wohl einmal sein, wenn wir alle – Juden und Christen gemeinsam – die Feste Gottes feiern? Am Schabbat waren wir noch einmal gemeinsam unterwegs zum Toten Meer (Yam haMelach, Salzmeer). In En Gedi sind wir zum berühmten Wasserfall gegangen und erlebten die traumhafte Landschaft, das schöne Wetter, Wüste und Berge – einfach herrlich! Selbstverständlich gehörte auch ein Bad im Toten Meer dazu. Dafür fuhren wir nach En Bokek. Es ist einfach ein Genuss, sich auf das Wasser legen zu können, nichts weiter tun zu müssen und dennoch nicht unterzugehen.
Zurück im Quartier ging es ans Kofferpacken, Kassen der Gruppen abrechnen, Einchecken, etwas schlafen und um 4.30 Uhr Ruth und Jochen Peter vom Flughafen in Tel Aviv abholen. Das war eine große Freude, die Beiden wieder zu sehen. Ruth hatte eine Behandlungspause und konnte an einem lange geplanten Familientreffen in Israel teilnehmen. Wir sind sehr oft in unseren Gedanken und Gebeten bei den beiden. Der Herr segne und behüte sie! Vier arbeitsreiche und anstrengende Wochen lagen nun hinter uns.
Auch Anfechtungen blieben uns nicht erspart. Sie kamen manchmal aus völlig unerwarteter Richtung und brachten uns gelegentlich an unsere Grenzen, aber wir haben einen großen Gott und Herrn. Wir sind dankbar für alle Bewahrungen, für alle Dienste die wir tun durften, für die gute Gemeinschaft, für viele gute Begegnungen mit den Menschen in Israel, dass wir das Land bereisen, die Speisen genießen durften und gesegnet nach Hause fliegen konnten.