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Israels Erwählung ist Wohltat und Bürde zugleich und Licht für die Völker

eine Andacht zum Israelsonntag 2022 von Lothar Klein (Vorsitzender)

Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist,
dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!

Psalm 33,12

Dieses Wort aus Psalm 33 ist der Wochenspruch zum diesjährigen 10. Sonntag nach Trinitatis, den die evangelischen Kirchen jedes Jahr als Israelsonntag begehen. Wie wir aus der Bibel wissen, hat sich der lebendige Gott seit der Schöpfung immer wieder einzelnen Menschen offenbart. Doch um der Welt seine guten Ordnungen zu geben, hat ER sich das jüdische Volk erwählt und zum Licht der Heiden gesetzt (Jesaja 60,1-3). Israels HERR ist der GOTT, der Himmel und Erde gemacht hat, der einzige GOTT. ER, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, hat sein Volk reich gesegnet in dem Land, das ER ihm zum ewigen Erbe gegeben hat. Doch wiederum hat ER sich Israel zum Erbe und Eigentum erwählt. Dass diese Erwählung bis heute fortbesteht, sehen wir u.a. auch daran, dass das seit der Vertreibung der Juden durch die Römer im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. zur Steinwüste verkommene Land seit der beginnenden Rückkehr des jüdischen Volkes Mitte des 19. Jahrhunderts wieder aufgeblüht ist. Das High Tech-Land Israel exportiert heute leckeres Obst und Gemüse, aber auch Blumen und exzellenten Wein in die ganze Welt.

Gott hat sich die Stadt Jerusalem auserkoren, dass ER dort wohnen will: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.“ (Sacharja 2,14) Was für eine gewaltige Verheißung! Wenn GOTT beim Propheten Sacharja von „Tochter Zion“, „Tochter meines Volkes“ und Tochter Jerusalem“ spricht, verdeutlicht das, wie tief seine Beziehung zum Volk und Land Israel ist – wie eine Vater-Tochter-Beziehung. Auch der Apostel Petrus nimmt darauf Bezug, indem er in 1. Petrus 2, 6 im Hinblick auf Jesus das Wort aus Jesaja 28,16 zitiert: „Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.“ Und auch JESUS selbst sagt der Samariterin am Jakobsbrunnen in Johannes 4,22 unmissverständlich: „Das Heil kommt von den Juden.“ In der ganzen Bibel bekennt sich GOTT selbst als Zionist. Dass das vielen Heiden nicht passt, schreibt schon König David in Psalm 2, wo GOTT von „meinem heiligen Berg Zion“ spricht: „Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich?“ Denn das ist bis heute so, wie wir fast täglich in den Nachrichten erfahren. Wer die jüdische Geschichte im Land zwischen Jordanebene und Mittelmeer sowie die Existenz der jüdischen Tempel infrage stellt, der stellt auch die Ursprünge des Christentums infrage! Doch GOTT hält an seiner Berufung und Erwählung fest, auch wenn sein Volk es IHM bis heute nicht immer leicht gemacht hat. Doch sowohl die Erwählung Israels als auch unsere als Christen sind unverdient, allein aus GOTTES Gnade geschehen!

Wer von uns würde einem unserer Kinder, die etwas Verbotenes getan haben, sagen: „Weil Du böse warst, bist Du nicht mehr mein Kind!“? Erziehung durch Strafe muss sein. Aber die Kindschaft in Frage stellen – undenkbar! Genauso geht GOTT mit seinem Volk um. Denn seit ER dem jüdischen Volk am Berg Sinai die Zehn Gebote gegeben hat, ist Israel seinem GOTT immer wieder untreu geworden und hat sich mit Götzendienst eingelassen. Die Folgen waren mehrere Verbannungen aus der Heimat und die mehrfache Zerstörung Jerusalems, einschließlich des Tempels. Doch immer wieder hat der EWIGE ISRAELS seinem Volk die Rückkehr verheißen und ermöglicht. In den Herzen vieler Juden blieb im Exil die Sehnsucht nach Zion wach. Darum haben Juden in der Diaspora jedes Jahr am Passahfest gebetet: „לשנה הבאה בירושלים – Und nächstes Jahr in Jerusalem!“ An den Flüssen Babylons dachten sie genauso an Jerusalem wie später am Rhein und an vielen anderen Flüssen der Welt, und hielten seine Gebote und Gottesdienste. Und gerade dort gaben sie Gottes gute Ordnungen weiter an ihr heidnisches Umfeld. Und das hat seine Wirkung hinterlassen. Nachdem der Perserkönig Kyros II. im Jahr 539 v. Chr. das babylonische Reich erobert hatte, erlaubte er den Juden die Rückkehr nach Israel bzw. Judäa mit seiner Hauptstadt Jerusalem und ermöglichte ihnen den Wiederaufbau des Tempels. Übrigens werden Juden deswegen Juden genannt, weil sie ursprünglich aus Judäa stammen.

Oft wurden die Juden dafür, dass sie im Exil „Fremdes“ lehrten und nur an einen GOTT glaubten, grausam verfolgt und ermordet. Satan, der Feind GOTTES will nicht, dass GOTTES gutes, heilsames Wort unter die Völker kommt. Deswegen war Gottes Erwählung immer auch eine große Bürde für die Juden, weil sie Angriffe zur Folge hatte. Doch „GOTTES Gaben und Berufung können IHN nicht gereuen.“, schreibt der Apostel Paulus im 11. Kapitel des Römerbriefes. Gerade dieser Paulus hat als der Jude Saulus von Tarsus diejenigen seiner jüdischen Brüder verfolgt, die glaubten, dass JESUS von Nazareth der Messias Israels sei – bis der auferstandene JESUS, der Erlöser und König der Juden, ihm persönlich begegnete und ihn auf dem Weg nach Damaskus sprichwörtlich vom religiösen, hohen Ross geholt hat. Paulus wurden die Augen aufgetan, dass alle Einzelheiten des Lebens Jesu in der Hebräischen Bibel, die wir als Altes Testament kennen und seit einiger Zeit auch wieder in unseren Gottesdiensten hören können, durch die Propheten angekündigt waren. Auch, dass nur wenige Juden IHN als Messias und SOHN GOTTES erkennen werden, hat schon der Prophet Jesaja im 53. Kapitel geschrieben. JESUS wurde gekreuzigt, um als stellvertretendes Sühneopfer für die Sünden seines erwählten jüdischen Volkes und der ganzen Menschheit zu sterben. JESUS ist auferstanden und sitzt an der Seite des heiligen und gerechten GOTTES, und vertritt uns als unser Anwalt.

Durch JESUS CHRISTUS, den König der Juden, haben wir Menschen, die dieses Opfer für sich annehmen und IHN als Herrn bekennen, freien Zugang zu dem GOTT, der Israel als sein Erbe erwählt hat. Damit werden wir als wilde Zweige aus den Heiden in den Stamm des edlen Ölbaums Israels eingepfropft, wie Paulus im 11. Kapitel des Römerbriefes weiter schreibt. Leider haben viele Christen die wichtige Mahnung des Apostels übersehen, die er in Vers 18 hervorhebt, dass „…nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich.“ Die Wurzel ist der Bund, den Gott mit Abram geschlossen hat, aus dem der Stamm Israels gewachsen ist. Auch wenn Israel diesen Bund immer wieder gebrochen hat, hat Gott diesen seinerseits aufrechterhalten und sich „…siebentausend treue Männer übriggelassen, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal“, wie Paulus aus 1. Könige 19,18 zitiert. Doch durch Eifersucht und falsche Lehren, wie die unsägliche Ersatztheologie, ist es schon zwischen der frühen Kirche und den Juden zu Eifersucht und Feindschaft gekommen, die über Jahrhunderte schlimme Verfolgungen von Juden im Zeichen des Kreuzes ausgelöst haben.

Das ist umso erschütternder, weil die Bibel uns durch den Propheten Joel im vierten Kapitel warnt, dass GOTT die Völker einst danach richten wird, wie sie mit seinem Volk Israel umgegangen sind. Und auch JESUS mahnt seine jüdischen Jünger in Bezug auf das Weltgericht (Matthäus 25): „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ und „Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Ich denke da mit Schrecken an das Versagen vieler Christen im Umgang mit Juden während der Schoah. Doch erkennen heute immer mehr Christen, dass Israels Erwählung durch Gott Bestand hat. Auch viele Juden erkennen angesichts des erneut wachsenden Antisemitismus, dass gläubige, bibeltreue Christen treu an ihrer Seite stehen, aus den Fehlern der Kirchengeschichte gelernt haben und geduldig auf die in Bezug auf Israel noch ausstehenden Verheißungen warten, die auch für uns als Gemeinde JESU von Bedeutung sind.

Da können wir z.B. beim alttestamentlichen Propheten Sacharja im 12. Kapitel lesen, dass Jerusalem zum Laststein für alle Völker wird und sich alle Welt gegen Jerusalem versammelt, wie dies aktuell in den Gremien der UNO geschieht, und im Zusammenhang damit steht nur wenige Verse weiter in Vers 10 steht die spannende Ankündigung, „Aber über das Haus David und über die Bürger Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets. Und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um den Erstgeborenen.“ Auch Paulus kündigt dies in Römer 11,26+27 an: „…und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): ‚Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.‘“ Der VATER bietet ihnen im Opfer JESU an, alles Trennende, nämlich ihre Sünde, loszuwerden. Nicht durch religiöse Anstrengungen und Methoden, sondern durch das Bekennen der Sünden und den darauf folgenden Zuspruch der Vergebung wird der Bund wiederhergestellt.

Unser HIMMLISCHER VATER will mit uns Menschen in Gemeinschaft leben. Paulus und seine Mitstreiter haben diese gute Botschaft den Heidenvölkern verkündigt und damit auch die guten Gebote, die für unser Verhältnis zu GOTT und für uns als Menschen untereinander lebenswichtig sind. Menschen, die Jesus als Erlöser angenommen haben, nennen sich Christen. In Johannes 15,16 sagt JESUS zu seinen Nachfolgern: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe.“ Wir haben durch Jesus an Israels Erwählung Anteil und sollen Gottes Gnadenbotschaft zu den Menschen bringen. Denn GOTT hat einen Tag festgesetzt, an dem ER die Menschheit durch JESUS CHRISTUS richten lassen wird.

Die holländische Evangelistin Corrie ten Boom hat einst gesagt: „Wer nicht JESUS als seinen Anwalt annimmt, dem begegnet ER als Richter!“ Und der kalifornische Pastor Bayless Conley mahnt: „Der Himmel ist zu real, die Hölle zu heiß, die Ewigkeit zu lang, die Menschen sind zu verloren und das Leben ist einfach zu kurz, als dass wir uns nicht aktiv dafür einsetzen sollten, Menschen zu erreichen. Das Einzige, was wir mit in den Himmel nehmen können, sind die kostbaren Seelen derer, die wir zu JESUS geführt haben.“ Denn GOTT geht es letzten Endes nicht nur um unser Wohl, sondern um unser Heil. Und weil wir als Christen durch JESUS mit Israel den Auftrag teilen, Licht der Welt zu sein, teilen wir auch die Angriffe des Widersachers und müssen mit Verfolgung rechnen. Ganz in diesem Sinne haben arabische Terroristen vor Jahren in Jerusalem an eine Hauswand geschrieben: „Am Schabbat töten wir die Juden und am Sonntag töten wir die Christen!“ Doch gerade die Heimkehr Israels aus den Nationen ist ein biblisches Zeichen für die baldige Wiederkehr unseres HERRN JESUS CHRISTUS auf den Berg Zion, auch als Messias und König der Juden. Wenn wir das in den Blick bekommen, hat der jährliche Israelsonntag seinen Zweck erfüllt. Amen.

Lothar Klein auf dem Israel Freundetag 2022