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| Carmen Matussek, Tübingen

"Islamisten missbrauchen den friedlichen Islam"

- Eine Analyse der Ungereimtheiten in dieser Aussage

Zwei häufig im Zusammenhang mit der Integrationsdebatte getroffene Aussagen sollen genauer unter die Lupe genommen werden: Gerade von muslimischer Seite hört man oft den Spruch „Islam bedeutet Friede“, während sich auch die meisten Experten, Politiker und Verfassungsschützer zumindest offiziell einig sind: Der Islam ist eine friedliche Religion, die von einigen Extremisten zu politischen Zwecken missbraucht wird.

Was ist daran richtig und was ist daran falsch? „Islam bedeutet Friede“ hat sowohl eine inhaltliche als auch eine sprachwissenschaftliche Komponente. Im Arabischen wie im Hebräischen lässt sich jedes Wort auf drei Wurzelkonsonanten zurückführen, die eine Grundbedeutung in sich tragen. Im Falle von „Islam“ ist die Wurzel s-l-m, woraus auch das Wort „Salam“, also „Friede“, abgeleitet ist. Das Hebräische Pendant dazu ist „Shalom“ aus der Wurzel sh-l-m. Aus den Wurzeln werden verschiedene Stämme gebildet, die eine ähnliche Funktion haben wie im Deutschen die Vorsilben. Die ursprüngliche Wortbedeutung kann bei der Stammbildung gänzlich verloren gehen, so wie „verstehen“,  „ausstehen“, „sich unterstehen“ und „überstehen“ inhaltlich nichts miteinander gemein haben, auch wenn sie sich auf dasselbe Grundwort
zurückführen lassen. „Islam“, der Infinitiv des vierten Stammes von s-l-m, heißt unter keinen Umständen „Frieden“.

Offiziell lautet die Übersetzung des Wortes „Hingabe“, „Ergebung“, „Unterwerfung“, und tatsächlich versteht es ein Araber in islamisch-religiösem Zusammenhang als bedingungslose Unterordnung unter Allah. In dieser Bedeutung finden wir es allerdings nur in der sehr speziellen Art des Arabischen, in dem der Koran verfasst ist und das die meisten Araber wie eine Fremdsprache lernen müssen. Eigentlich – und so auch, wenn wir nach dem Wort „Islam“ in der Bibel suchen – heißt es weder „Friede“ noch „sich ergeben“ noch „sich unterwerfen“. Die Grundübersetzung des Wortes ist laut dem in akademischen Kreisen gängigsten Wörterbuch (Wehr) „verlassen, im Stich lassen, preisgeben, verraten“. Wenn das Wort in islamischem Kontext und in deutschen Koranausgaben mit „sich hingeben“ übersetzt wird, so geschieht das laut Wehr, indem man sich bei „preisgeben“ ein „sich selbst“ dazu denkt. Das ist in dem Wort aber eigentlich nicht enthalten.

Lesen Sie den ganzen Artikel in der Ausgabe 1/2011.

Medienarbeit / Presse