Im Hohenstein-Ernstthaler Schützenhaus wurde es am Abend des 27. Januars ernst. Neben Schülern des Lessing-Gymnasiums fanden sich auch viele andere Geschichtsinteressierte zu einer Veranstaltung ein, die der Verein Sächsische Israelfreunde auf die Beine stellte, anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz.
In Auschwitz, dem größten nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager wurden über 1 Million Menschen ermordet, 90 Prozent davon waren Juden. Nach Recherchen des Stadtchronisten Wolfgang Hallmann lebten bei Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahr 1933 in Hohenstein-Ernstthal 9 Juden. Von den meisten verliert sich die Spur. Einer kam nach 1945 zurück in seine Heimatstadt und eröffnete auf dem Külz-Platz ein Textilgeschäft.
Von Ende 1944 bis April 1945 waren in Hohenstein-Ernstthal über 400 Juden - unfreiwillig. Eine Geschichte, mit der sich auch die ortsansässigen Mitglieder des Vereins Sächsische Israelfreunde beschäftigen. In der stillgelegten Textilfabrik Laurenz & Wilde arbeiteten die Häftlinge in der Rüstungsproduktion für die Wanderer-Werke, die bei Luftangriffen in Chemnitz teilweise zerstört wurden. Eine Tafel auf dem Gelände des ehemaligen Häftlingslagers, dem heutigen Sportplatz hinterm Schützenhaus, erinnert daran. Es wurde der Film gezeigt: "Holocaust light gibt es nicht".
Vom 18. bis 19. April findet in Hohenstein-Ernstthal die Veranstaltung "Marsch des Lebens" statt, entstanden aus einer Initiative der Tübinger Offensive Stadtmission. Neben einer Gedenkfeier wird ein Erinnerungsmarsch durchgeführt - auf einem Teil der Strecke, den die Häftlinge im April 1945 - nach Auflösung des KZ-Außenlagers Flossenbürg in Hohenstein-Ernstthal gingen. Bereits ab 13. April zeigt die Stiftung Sächsische Gedenkstätten im Schützenhaus die Wanderausstellung "Was dann losging, war ungeheuerlich". Eine Ausstellung über sächsische Konzentrationslager in der Zeit von 1933 bis 1937.