Einmal mehr ist Israel zur Zielscheibe des internationalen Zorns und Empörung geworden. Besonders die westliche Welt wird erfüllt vom zornigen Aufschrei der Anti-Israel- Demonstrationen. Die Demonstranten kritisieren nicht bloss Israels Handeln, sie bezeichnen Israel und die Juden schlechthin als die Quelle des Leidens für die Palästinenser. Man hört die Aussage islamischer Führer, die Juden seien eine tödliche Krankheit für die Menschheit, plötzlich aus links-grünen Kreisen Europas. Antisemitismus wächst erschreckenderweise vor allem im Westen, nicht nur in islamischen Ländern – und dies trotz der Geschichte Europas mit den Juden, vielleicht auch gerade deshalb.
Die europäischen Medien lasten die gesamte Verantwortung des Gaza-Krieges Israel an, in einer einseitigen Art und Weise, die kaum nachzuvollziehen ist. Sehr rar sind die Stimmen, die sich bemühen, ein realitätsgetreues Bild der Situation zu zeichnen. In der aktuellen Hatz gegen Israel werden sie konsequent überhört.
Die parteiische Ethik Europas
Wenn die Menschen wirklich Interesse an der Wahrheit und den tatsächlichen Verhältnissen der Menschenrechtsverletzungen im Nahen Osten hätten, wenn sie sich wirklich gegen menschliches Leid empörten, warum sind sie so einseitig parteiisch bei ihrer Anteilnahme und Empörung am menschlichen Leid? Denn mit rationaler und wahrheitsgetreuer Wahrnehmung der wahren Verhältnisse bezüglich der Menschenrechte im Nahen Osten hat dies nichts zu tun.
Die Tatsache ist, dass Israel und die Juden im Allgemeinen zum alleinigen Sündenbock erklärt werden. Doch warum geschieht das? Hat es damit zu tun, dass die Völker für ihr eigenes Befinden einen ungefährlichen, aber doch prominenten, für alle Völker sichtbaren Blitzableiter brauchen, um ihre eigenen Aggressionen, Frustrationen, Enttäuschungen und Ohnmacht Luft verschaffen zu können?
Ginge es tatsächlich um das Leiden des palästinensischen Volkes, das die Völker empört, wo sind dann die Demonstrationen gegen das Leiden des syrischen und irakischen Volkes, die gerade jetzt zu Zehntausenden abgeschlachtet werden und zu Hunderttausenden, ja Millionen als Flüchtlinge enden? Wo sind auf den Straßen Europas die Demonstrationen gegen das Handeln Russlands in der Ukraine? Wo sind die Demos gegen das Leiden der Christen in Nigeria unter der Hand der Moslems?
Ich kann mich auch nicht erinnern, Massendemonstrationen gegen die Massaker im Sudan gesehen zu haben, die aktuell ungehindert weitergehen. Was Syrien betrifft, müsste heute jeder wissen, dass mindestens fünf Millionen Menschen auf der Flucht sind, davon zwei Millionen Kinder, die in unmenschlichen Verhältnissen dahinvegetieren und oft unter den Augen der UNO von den verschiedensten Gruppen missbraucht und versklavt werden. Tausende von Christen werden von den so genannten Widerstandsgruppen, die vom Westen unterstützt werden, in Syrien ermordet. Wo sind die Demos gegen dieses schreiende Elend zu hören?
Die IS, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein sunnitisch-islamisches Kalifat zuerst im Irak, Syrien und im Libanon und dann im ganzen Nahen Osten aufzurichten, begeht jetzt vor unseren Augen die unmenschlichsten Verbrechen. Am Anfang hieß es, Nicht-Sunniten müssen entweder zum Islam konvertieren, eine sehr hohe Kopfsteuer zahlen oder auswandern, das war ihre Zeit der Gnade.
Als die Zeit abgelaufen war, fingen sie an, Nicht- Moslems, d.h. Christen, Yeziden, und andere Minderheiten zu verfolgen, Männer zu Tausenden zu erschießen und um die Macht des Schwertes des Islams zu demonstrieren, Männer wie Kinder zu Hunderten zu enthaupten und ihre Köpfe auf Pfählen aufzuspiessen. Frauen werden systematisch vergewaltigt und versklavt. Allein im Monat August flüchteten Hunderttausende vor der IS, schreiend um Hilfe und Beistand vor den Gräueln, die an ihnen verübt werden.
Wo haben wir in Berlin, Paris, Bern, London, in Rom und Oslo empörte Demos gegen diese Verbrechen an der Menschheit gesehen? Ist das Leiden dieser Menschen weniger bewegend? Oder haben sie einfach eine schlechtere Lobby als die Palästinenser? Die sollte doch auch für sie islamisch geprägte Demos organisieren und Tausende von trittbrettfahrenden Nicht-Moslems mitreißen, um sich ihrer Emotionen zu bedienen.
Geht es den Völkern, die außer sich vor Empörung gegen das palästinensische Leiden aufschreien, den jüdischen Staat unter Anklage stellen und auf allen Ebenen zu Boykott gegen Israel aufrufen, wirklich um Menschenrechte und um die Leiden der Menschen? Müsste sich ein rechtschaffener Schrei der Empörung nicht ganz anders anhören? [...]
Lesen Sie den ganzen Bericht in Ausgabe 4|2014