Aktuelles

| Hansjürgen Kitzinger, Nürnberg

Auschwitz nicht vergessen!

Der 8. April war ein sonniger Tag. Mit Reuven aus Israel fuhr ich nach Polen. Über Prag und dann durchs verschneite Riesengebirge, unser beider Heimat, ging es auf guten Straßen nach Oswiecim, der kleinen Stadt mit heute 40.000 Einwohnern, neben der sich das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau befindet.

Reuven war sehr bewegt, als er zum ersten Mal das ehemalige Vernichtungslager besuchte. Hier kamen alle seine Verwandten mütterlicher- und väterlicherseits um. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie in Birkenau aus den Waggons heraus gezerrt und für die Gaskammern selektiert wurden. Er schritt den Weg ab, den sie direkt ins Gas gingen oder in die Todesbaracken, um dann vergast zu werden. Mehr als 1,3 Millionen Juden wurden nach Auschwitz deportiert, davon 900.000 direkt vergast.

Seine Mutter entkam dem Holocaust (Shoa). Sie wanderte rechtzeitig allein als 15-jähriges Mädchen gegen den Willen ihrer Eltern in das damalige Palästina aus.

Es war für mich der vierte Besuch. Wir lauschten in Birkenau den sehr guten Erklärungen eines Rabbi aus Jerusalem, die er seinen Jeshiwa-Studenten aus USA gab. Außerdem berichtete ein 86-jähriger Zeitzeuge, ein polnischer Jude, der diesen Todesort überlebte.

Er erzählte von dem teuflischen Sarkasmus der Nazis. Zum Beispiel gab es nicht nur im Konzentrationslager Auschwitz ein Lager-Orchester, das abends aufspielte, wenn die halbtoten Häftlinge und die mitgeführten Leichen der erschlagenen Mitgefangenen vom Arbeitseinsatz kamen.

Auch in Birkenau gab es ein Orchester, fuhr er fort, am Eingang zur Entkleidungskammer, vor der Gaskammer. Welch teuflische Täuschung! Es gab bis zu fünf große Gaskammern. Gegenüber den Gaskammern war ein Garten mit grüner Wiese und Blumen. Die ganze Umgebung war still, die Menschen gingen einige Stufen hinab in den Tod, das Orchester spielte darüber auf dem Dach der Entkleidungshalle.

Der 10jährige Schmuli spielte meisterhaft die Mundharmonika, andere Cello, Geige, Saxophon u.a. Die Menschen gingen still in die Vergasung. Plötzlich sah Schmuli seinen Cousin unter ihnen, es stockte ihm der Atem. Seitdem konnte er nur noch mit geschlossenen Augen spielen. Schmuli überlebte, weil er spielen musste. Er gründete später in Israel ein Konservatorium und Musikinstitut. 1993 brachte er 50 seiner Schüler an diesen Ort und spielte noch einmal.[...]

Lesen Sie den ganzen Bericht in der Ausgabe 2+3|2012.

KZ Auschwitz-Birkenau, Polen
Versöhnungsarbeit Studien- und Erlebnisreisen