Zeitschrift "ZUM LEBEN"

Zum Leben 1 | 2010 - Gräberfelder auf dem Ölberg

Zum Leben 1 | 2010

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“
(Johannes 5.24)

Liebe Israelfreunde,

in letzter Zeit hört man immer öfter Sätze wie diesen: „Ich glaube nicht an die Bibel, sondern an Jesus Christus!“ Das Alte Testament (AT) ließe sich ohnehin nur durch die Brille des Neuen Testaments (NT) lesen. Texte aus dem AT und auch manche aus dem NT würden doch in ihrer Radikalität nicht mehr so recht in unsere Zeit passen: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, liebe deinen Nächsten wie dich selbst usw. Außerdem fließe im AT viel zu viel Blut, und dann immer diese verkorksten Familiengeschichten …

Wer das so sieht und gleichzeitig radikal Jesus nachfolgen will, wird gezwungen sein, einen ungeheuren Spagat zu bewältigen: Das Wort „radikal“ kommt vom lateinischen „radix“, was „Wurzel“ bedeutet. Da fällt mir natürlich gleich das Wort aus dem Römerbrief ein: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Römer 11,18b) Mit dieser Wurzel ist Israel und Gottes Bund mit seinem Volk gemeint.

Wenn wir mit offenen Augen durch unsere Gemeinden gehen, dann finden wir dort viele „Zweige“ (Gemeindeglieder), die keine Verbindung
mehr zu ihren Wurzeln haben. Ohne diese Verbindung wird es aber auf Dauer nicht gehen. Das geistliche Leben wird saftund kraftlos werden, und die Zweige, die eigentlich eine Verbindung zur Wurzel haben sollten, werden darauf angewiesen sein, dass man sie wenigstens in eine Vase steckt und ab und zu mit frischen Wasser und Düngemittel versorgt, damit sie nicht absterben. So scheint es mir um ein Christentum bestellt zu sein, das das AT nur durch die Brille des NT liest. Die Wurzel ist abgeschnitten. Die Folge davon ist ein Gottesbild der Beliebigkeit, das ständig neue Blüten treibt, die jedoch nach einer gewissen Zeit sehr schnell wieder verwelken.

Jesus kannte diese „Brillentheorie“ nicht. Für Ihn gab es nur das AT. Er sagt: „Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ (Johannes 5,46f) Unsere Wurzel heute ist also die ganze Schrift aus AT und NT. Bereits Martin Luther fand diesbezüglich klare Worte, indem er schrieb: „Diejenigen, welche Offenbarungen und Träume im Mund führen und suchen, sind Gottes Verächter, da sie mit seinem Wort nicht zufrieden sind. Ich erwarte in geistlichen Dingen weder eine Offenbarung noch Träume; ich habe das klare Wort.“ Deshalb mahnt Paulus, man solle sich daran hängen, selbst wenn „ein Engel vom Himmel“ etwas anderes lehrte. (Galater 1,8)

Also, zurück zur Wurzel! Lassen wir uns nicht irre machen in dieser Zeit, die AT und NT – Jesus und die Bibel – auseinander bringen möchte. Es ist viel besser, einmal im Jahr die Bibel zu lesen als zehn Bücher über die Bibel.
Schalom, Ihr/Euer

Wilfried Gotter

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