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Um die Zukunft zu gestalten, muss man die Vergangenheit verstehen

Ein Holocaust-Überlebender lässt Geschichte in Reichenbach lebendig werden

ls die Nazis in Polen einmarschieren, ist Michael Stolowitzkys Vater gerade geschäftlich in Paris. Ihm gelingt es nicht mehr, seine Familie aus dem besetzten Warschau heraus zu holen. Ob er noch vom krankheitsbedingten Tod seiner Frau erfahren hat, weiß man nicht. Michael Stolowitzkys Vater sieht seine Familie nicht wieder, er wird in Auschwitz ermordet. Dieses Schicksal drohte auch dem dreijährigen Michael.

Als jüdisches Kind hätte er ins Warschauer Ghetto ziehen müssen – was höchstwahrscheinlich seinen Tod bedeutet hätte. Doch davor bewahrt ihn Gertruda, die fromme katholische Kinderfrau der Stolowitzkys. Sie gibt Michael als ihr eigenes Kind aus, behütet und versteckt den Jungen durch die Kriegswirren. Um ein Versprechen gegenüber der Mutter einzuhalten, versucht sie, Michael Stolowitzky nach Palästina zu bringen – und geht an Bord eines Fährschiffes, das auf jener Reise unter dem Namen „Exodus“ traurige Berühmtheit erlangen sollte.

Doch Gertruda kann das Überleben von Michael sichern. Um die Vergangenheit lebendig werden zu lassen und einen Nutzen daraus für die Zukunft zu ziehen, reicht das Vermitteln von nackten Daten und Fakten nicht aus. Geschichte lebt von Menschen, von persönlichen Erfahrungen und Berichten. Ist Schlimmes geschehen, fällt dieses Berichten jedoch schwer. Der heutige US-Amerikaner Michael Stolowitzky hat Schlimmes in seinem Leben erfahren müssen. Er war Verfolgter des Nazi-Regimes.

Seine Familie ist im Holocaust umgekommen. Sein Überleben grenzt an ein Wunder. Doch darüber hat Stolowitzky jahrzehntelang nie gesprochen. Es hat gedauert, bis er dazu in der Lage war. Allerletzten Anstoß dazu hat vielleicht der israelische Anwalt, Journalist und Buchautor Ram Oren gegeben. Ihm erzählte Stolowitzky seine Geschichte – und Oren, der „israelische John Grisham“, machte sie zum Inhalt seines neuen Buches: „Für dich habe ich es gewagt. Ein Kind, ein Versprechen und eine dramatische Rettung“ (Brunnen Verlag Gießen und Basel 2010).

Elie Wiesel, der Friedensnobelpreisträger, der das Buch als einer der ersten las, sagte darüber: „Diese wahre Geschichte ist mit beeindruckendem Talent und großer Spannung geschrieben.“ Nun ist Michael Stolowitzky unterwegs, um seine Geschichte, seine Lebenserfahrung zu vermitteln. Mitte November kommt er nach Reichenbach. Am Sonntag, dem 11. November 2012, um 19.00 Uhr erzählt Michael Stolowitzky im Veranstaltungsforum in der Wiesenstraße 62 aus seinem Leben. Es wird sicherlich ein sehr eindrücklicher Abend werden. Es laden ein: die Sächsischen Israelfreunde e.V., die Israelreisebörse und die Evangelische Buchhandlung „Fischladen“.

Michael Stolowitzky mit seinen Übersetzungen
Michael Stolowitzky mit seinen Übersetzungen
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