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Mein Tagebuch - von Maria Koschwitz, Chorleiterin

Wir waren wieder, und nun schon zum 2. Mal, mit unserem Le-Châjim-Chor &  Band in Israel, vom 14. bis 23. Februar 2020.

Unseren ersten Auftritt hatten wir gleich nach der Ankunft auf dem Flughafen, als wir spontan unsere Acapella-Gesänge anstimmten. Und mit dem Höhepunkt - der Hatikva - standen in kurzer Zeit immer mehr Israelis um uns herum, filmten und begrüßten uns herzlich. Es war sofort wieder da - das Gefühl zu Hause angekommen zu sein. Unser Busfahrer Ali, der uns schon 2018 durchs Heilige Land fuhr, erwartete uns wenige Minuten später ebenso mit einem:„Herzlich willkommen zu Hause“. Ali - Beduine, 100%iger Israeli und Freund der Israelfreunde - ist inzwischen wie Familie für uns.

Wir konnten entspannt in den Schabbat eintauchen und erlebten einen besonderen Jerusalem-Tag, wo wir auch auf den Dächern der Altstadt unsere Lieder mit der Friedens-Botschaft in alle  Richtungen sangen - jüdisches, armenisches, christliches und muslemisches Viertel. Unser Dolmetscher und Reisebegleiter Oliver Vrankovic, begeisterte uns alle mit seinem Wissen.

Unser Konzert in der Musik-Schule in Sderot - ein Höhepunkt. Viele Kinder erkannten uns wieder, da wir 2018 schon bei ihnen waren. Wir bekamen als Chor Gänsehaut, als bei unserem Instrumental -Vortag „Israeli Concertino“ von George Perlman (Klavier und Violine) die Kinder sofort die Melodie der Hatikva heraushörten und ihre Hymne voller Hingabe dazu mitsangen.

Die Kinder aus Sderot - unmittelbar dem Terror vom Gaza-Streifen ausgeliefert - sind uns besonders ans Herz gewachsen, viele von ihnen sind Enkel von Holocaus-Überlebenden. Am Nachmittag erlebten wir noch die bewegende Geschichte von Tsameret Zamir, die wir in Moshav - direkt an der Mauer zu Gaza - in ihrem Begegnungszentrum besuchten und dann mit ihr bunte Mosaike mit Friedensbotschaften an die Mauer klebten. Unser Lied „Give us Peace, oh Lord in our Days“ (Ten la nu Schalom), bleibt uns in besonderer Erinnerung, weil dort genau eine Woche später wieder die Raketen einschlugen.

Wir lernten auch die Arbeit der christlichen Einrichtung LIVE GATE in Beit Jala, bei Bethlehem, kennen, wo arabische Kinder mit Behinderungen gefördert werden. Auch dort erreichten wir bei unserem Auftritt im Nu die Herzen und die Begeisterung war rührend. Das Strahlen aus den Augen der Kinder erfüllte uns selbst mit großer Freude und leuchtet jetzt noch in uns.

Am 18.2. wurden wir von Holocaust-Überlebenden gleich an zwei Orten erwartet - im Haus Weinberg in Hadera, wo wir auch schon 2018 ein Konzert gaben und mit etwa 100 Holocaustüberlebenden die Wiedersehensfreude feierten, und am Abend noch ein besonderes Konzert im Auditorium Netanja. Nach dem Konzert sagte ein Israeli: „In dieser verrückten Zeit, ist Euer Auftritt wie klares Wasser in der Wüste“.

In Zfat, eine der ältesten Städte Israels, gaben wir vor etwa 100 überwiegend russischen Holocaust-Überlebenden unser letztes großes Konzert. Es war eine einzigartige Begegnung mit gemeinsamen Essen und tanzen, was die Freundschaft und Versöhnung zwischen Deutschland und Israel in besonderer Weise zeigte. Eine Zuhörerin sagte: „Sag den Sängern, dass sie großartig sind. Ich musste die ganze Zeit weinen. Es war wundervoll. Wenn alle so wären wie Ihr, gäbe es nur noch Frieden auf der Welt. Bei Euch spürt man nur Liebe, reine Liebe, nichts anderes. Sag ihnen das.“

Eine Reise, die wir als Gruppe in wunderbarer Einheit erleben konnten. Begegnungen voller Eindrücke, die nicht in Worten zu beschreiben sind, weil sie gefüllt waren mit dem SCHALOM, der nicht mit menschlichem Verstand zu erklären ist. Emotionen. Mit Betroffenheit den Schmerz des Holocaust mit den Überlebenden zu teilen. Aber auch ausgelassene Freude und Spaß gemeinsam zu erleben, haben diese Zeit einzigartig gemacht.
Im Nachhinein sind wir besonders berührt von der Gnade, dass wir keinen Raketenangriff erleben mussten und vor der Corona-Pandemie verschont, wohlbehalten wieder in Deutschland ankamen.

Dank und Ehre dem Gott Israels.
Eure Maria Koschwitz

An der Grenzmauer zum Gazastreifen
Auftritt des Le Chajim-Chores
Ali, unser Busfahrer. Ein arabischer Israeli und ein treuer Freund der Sächsischen Israelfreunde
Busfahrer Ali mit Chorleiterin Maria Koschwitz