Aktuelles

| Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Stef Wertheimer

Kapitalistischer Kibbuz als Friedensrezept

Stef Wertheimer scheut keine Kosten, seine Vorstellungen einer Friedenslösung für den Nahen Osten zu propagieren. Der selbsternannte „Friedenskämpfer“ redet mit Politikern aus aller Welt und präsentierte seine Ideen vor dem amerikanischen Kongress. Auch nach Deutschland pflegt er beste Kontakte. Wertheimer verteilt Hochglanzprospekte und lädt Journalisten nach Tefen im Norden Israels ein.

Er fliegt sie per Helikopter ein. Bundespräsident Gauck wird sich bei seinem ersten Besuch in Israel mit Wertheimer treffen und ihm einen Orden überreichen. Seine fünf Industrieparks sind der Kern seiner Friedensidee und der Schlüssel zu seinem Erfolg als Geschäftsmann. Im Mai 2006 verkaufte Wertheimer 80 Prozent der Anteile seiner Metallfabrik Iscar für vier Milliarden Dollar an den amerikanischen Multimilliardär Warren Buffet. Es war die größte Investition in der Geschichte Israels.

„Die Berliner Mauer fiel wegen des Marshall-Planes“, hebt Wertheimer an. Der Blick aus seinem Büro geht auf die grüne Hügellandschaft des biblischen Galiläa. „Wir brauchen auch für den Nahen Osten einen Marschallplan.“ Nicht im „schmutzigen Geld“ der Erdölvorkommen sieht Wertheimer die Lösung, sondern in der Schaffung von Industrie, Arbeitsplätzen und Zukunftshoffnung für die Menschen. Mit vier Milliarden Dollar könne Jordanien saniert werden und mit 8 Milliarden könne die Türkei zu einer wirtschaftlichen Erfolgsstory gemacht werden.

„Die Ölgelder erreichen nur die Reichen. Sie werden missbraucht für Waffeneinkäufe und politische Abenteuer“, meint Wertheimer. Ölstaaten wie Saudi Arabien und Irak werden auf seinen bunten Grafiken als „arme Länder“ dargestellt, auf einer Stufe mit wirtschaftlich darbenden Staaten wie Jordanien, Ägypten, Iran und den palästinensischen Gebieten. Ein hoher Bevölkerungsanteil von Jugendlichen unter 14, sowie eine Arbeitslosenrate bei den Palästinensern, in Saudi Arabien und im Irak beweisen, wo die Gefahren liegen.

„Wirtschaft ist eine Verteilung von Geld und Produktivität“, sagt er. Mit Exportindustrie könne Ländern des Nahen Ostens geholfen werden, bei denen kein Öl fließe.

Zum erfolgreichen Kunstgriff des Marshall- Planes in Europa sagt Wertheimer: „Entscheidend war, dass die Gelder nicht an die Regierungen geflossen sind.“ Profitiert hätten alle: die Menschen des durch den Krieg zerstörten Deutschlands und die amerikanischen Geldgeber. Der Erfolg des Westens mit blühender Wirtschaft habe die politische Landschaft der Welt verändert. [...]

Lesen Sie den ganzen Bericht in der Ausgabe 2+3|2012

Zur Person:

Stef WertheimerStef Wertheimer (* 16. Juli 1926 in Kippenheim als Stefan Wertheimer) ist ein israelischer Unternehmer deutscher Herkunft.
Er gilt als der reichste in Israel lebende Israeli. Er war Mitglied der Knesset (Dash, dann Schinui) und ist hauptsächlich bekannt für die Gründung verschiedener Industrieparks in Israel selbst und in verschiedenen Nachbarstaaten. 1991 erhielt er den Israel-Preis, 2008 die Buber-Rosenzweig-Medaille und 2012 das Große Verdienstkreuz.

Stef Wertheimer spricht 2007 zu sächsischer Delegation
Stef Wertheimer spricht 2007 zu sächsischer Delegation, Foto: Lothar Klein
Fabrikhalle in Tefen
Sachsen- und Deutschlandfahne vor der Fabrikhalle in Tefen, Foto: Lothar Klein
Medienarbeit / Presse