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| Matthias Hampel, Mylau

Ein Licht für alle Völker

In unserem Bildungs- und Begegnungszentrum stehen verschiedene siebenarmige und neunarmige Leuchter. Die meisten hat unser Schmied Christian Werner angefertigt. Er will mit dem Verkauf seiner Werke unsere Arbeit unterstützen. Jeder Leuchter ist anders gestaltet, jeder hat seine Besonderheit, es gibt keine Kopie, so ist jedes Stück ein Unikat.

 

Oft fragen mich die Besucher, weshalb einige Leuchter sieben Arme haben und andere neun. Der siebenarmige Leuchter ist die Menora, der Tempelleuchter. Schon in der Stiftshütte stand im Heiligtum eine Menora.

Den neunarmigen Leuchter nennt man Chanukkaleuchter oder Chanukkia. Acht Flammen müssen in einer Reihe stehen und die Diener-Kerze hebt sich vom Rest ab. Sie steht bei den Leuchtern von Christian Werner höher, sie könnte aber auch niedriger oder abseits stehen. Diese neunte Flamme wird Schamasch genannt. Sie wird zum Anzünden der Chanukkia verwendet. Am ersten Abend des Chanukkafestes zündet man das erste Licht am rechten Rand der Chanukkia an. An den folgenden Abenden fügt man jeweils ein Licht links von den bisherigen hinzu.

Zuerst wird immer die neue Flamme angezündet und dann von links nach rechts die anderen Flammen, die schon an den Abenden zuvor gebrannt haben. Acht Tage dauert das Chanukkafest. Die Acht ist ein Symbol für den Neuanfang. Nach der Sintflut hat Gott mit acht Menschen neu angefangen. In der Musik ist der achte Ton der Oktave gleichzeitig der erste Ton der neuen Oktave. Wenn wir sagen, wir treffen uns in acht Tagen wieder, meinen wir die neue Woche. Taufsteine haben oft acht Ecken als Symbol für den Neuanfang. Der Tempel wurde neu eingeweiht.

Ein Neubeginn des Opferdienstes, nachdem die Griechen den Tempel entweiht hatten. Die Weisen im Talmud (Schabbat 21b) beschreiben das Wunder von Chanukka folgendermaßen: Als die Griechen das Heilige Land besetzt hielten, drangen sie in das Heiligtum des Tempels ein und entweihten all das dort vorhandene Öl. Nach dem Sieg der Hasmonäer fanden diese nur einen kleinen Krug Öl, der anscheinend nicht angerührt worden war. Dieses Öl reichte normalerweise nur für einen Tag. Damit wurde die Menora wieder angezündet – und ein Wunder geschah, der Leuchter brannte acht Tage lang, bis neues, reines Öl hergestellt werden konnte.

Chanukka ist das Tempelweihfest, wird aber auch Lichterfest genannt. Es wird etwa in unserer Weihnachtszeit gefeiert. Es gibt Juden, die nur den Chanukkaleuchter anzünden in der Hoffnung auf einen Neuanfang. Aber die Menora wird als Erinnerung an den zerstörten Tempel nicht angezündet. Benno Elkan, der die große Menora vor der Knesset geschaffen hat, wollte erst auch eine Menora mit brennenden Lichtern darstellen. Er dachte an Jesaja 42,6 das jüdische Volk soll ein Licht unter den Völkern sein. Orthodoxe Rabbiner protestierten gegen diesen Entwurf. Deshalb hat der große Bronzeleuchter keine Kerzen und keine Flammen. Seit der Zerstörung des Tempels ist die Menora erloschen.

In Johannes 8,20 lesen wir, dass Jesus beim Schatzkasten im Tempel lehrte. Die Schatzkästen waren im Frauenvorhof. Dort standen die vier 26 Meter hohen Säulen mit je vier Leuchtern, die an das übernatürliche Licht der Schechina erinnern sollten.

Genau an dieser Stelle ruft Jesus: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Johannes 8,12)

Christian Werner hat zur Erinnerung an dieses Wort Jesu auch christliche Symbole in die Leuchter eingearbeitet. In einigen Leuchtern entdecken wir einen Fisch. Es ist ein altes Christuszeichen. Fisch heißt auf Griechisch Ichtys. Dieses Wort bildet die Anfangsbuchstaben für ein kurzes Glaubensbekenntnis: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser.

Den Davidstern kann man unterschiedlich deuten: Die sechs Dreiecke sind die sechs Wochentage und das Sechseck in der Mitte der Sabbat. Manche sehen auch in den zwölf Ecken – nach Innen und nach Außen – die zwölf Stämme Israels. Das Dreieck mit der Spitze nach unten weist auf Gott hin, Vater Sohn und Heiliger Geist, der zu uns Menschen kommt. Das Dreieck mit der Spitze nach oben ist der Mensch mit Leib, Seele und Geist, der sich für Gottes Gegenwart öffnet. Im jüdischen Messias sind Mensch und Gott eins geworden.

Jeder Leuchter ist eine Einladung zur Meditation. Wir entdecken das Kreuz, die Weltkugel, die Krone und eine Sonne. Bibelsprüche und Bibelstellen sind in das Metall eingeschlagen und verraten die Gedanken des Meisters. Außer den geschmiedeten Leuchtern haben wir noch den gegossenen Ölbaumleuchter mit der Landkarte Israels als Fuß und dem Schriftzug: „Nicht mit Heer oder Kraft, sondern mit deinem Geist.“

Auch Leuchter aus dem Menora-Shop mit echtem Jerusalemstein sind bei uns erhältlich. Wer einen Leuchter bei uns erwirbt, unterstützt mit dem Erlös die Arbeit der Israelfreunde, besonders auch die Handwerkerreisen nach Israel.

Versöhnungsarbeit